Bundestagwahlkampf Bündnis90/Die Grünen 1990

Wahlkampf zum ersten gesamtdeutschen Bundestag

 

Die erste Bundestagswahl, an der die Bürger*innen der „neuen“ Länder teilnehmen konnten, kam für alle unverhofft. Besonders für Bündnis 90, das gemeinsam mit den westdeutschen Grünen, jedoch mit einer eigenen Kampagne, den Weg in den Deutschen Bundestag suchte. 6 Wochen bis zur Wahl: Die vom wahlkampferprobten Michael Etter eilig zusammengetrommelte „Kampa“ bestand außer ihm selbst aus dem Illustrator Detlef Surrey, dem Produktioner Peter Stumpe und Alexander Branczyk als Gestalter und Texter. Das Bündnis der ehemaligen Bürger*innenbewegung schaffte es mit unserem an Wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen fokussierten Wahlkampf („Mehr als Schwarzrotgold“) ins erste gesamtdeutsche Parlament, während die Westgrünen mit einem an Ökothemen orientieren Wahlkampf unter dem Leitspruch: „Alle sprechen über Deutschland, wir reden vom Wetter.“ an der 5%-Hürde scheiterten …

Auch das erste Logo von Bündnis 90/Die Grünen stammt aus der Feder des jetzigen xplicit Partners Alexander Branczyk.

Besonderheit unseres Wahlkampfes waren die Kandidaten-Plakate, die nicht wie üblich reine „Kopf“-Plakate waren, sondern Portraits von Scheitel bis zur Sohle (Fotograf: Jons-Michael Voss) mit einem ausführlichen, ein Drittel des Plakates beanspruchenden, Text-Statement des jeweiligen Kandidaten. Auch bei den Themenplakate war ein Drittel des Plakatformates für Texte reserviert.

Mit 6,2 % hielt unsere Kampagne 20 Jahre lang den Bündnis90/Grüne-Wahlergebnisrekord in den „neuen“ Ländern: 4,3 % … 4,1 % … 4,7 % … 5,2 % … 6,8 % … und schon 2013 war das Ergebnis wieder darunter.

Leider haben wir im Archiv keines der 1990er Originalplakate mehr, nur ein paar alte Polaroids …

Einzelmotiv des Berliner Kult-Illustrators Michael Sowa für unsere Kampagne.

Für den Straßenwahlkampf entwickelten wir Aufkleber, die auf Plakate anderer Parteien geklebt werden konnten, um Zustimmung oder Abneigung kundzutun. Die Aufkleber waren freilich ohne Absender … wir mussten uns hier ganz auf die Wiedererkennbarkeit der starken Typografie (Schrift: Bureau Eagle) verlassen 😉